Mittwoch, 13. Januar 2016

If you can´t take the heat don´t tickle the dragon

Samstag und Sonntag

Der Wecker klingelt lange und ausdauernd, ich höre ihn an der Grenze zwischen Schlaf und Wachsein und brauche länger als gewohnt, um in den frühen Morgenstunden anzukommen. Still liege ich da und lausche den Geräuschen um mich herum. Ich weiß, dass sie heute etwas zu erledigen haben und aufstehen wollten - kein Weckrufton zu hören. Langsam schiebe ich die Decke zur Seite und husche über den kalten Boden rüber. Sie wird wach, als ich sie sanft an der Schulter berühre, A. wird wissen was die Planung an Zeitverzögerung zulässt und blinzelt mich verschlafen an: "Komm leg dich zu uns.". Ich mag es mich in seine starken Arme zu schmiegen, warm, geborgen, genau der richtige Platz für mich in diesem Augenblick. Ich schließe die Augen und atme tief durch. Fühlt sich gut an.

Ich nehme mir mehr als ausreichend Zeit im Bad, lasse das kalte Wasser im Gesicht meine Lebensgeister wecken und widme mich der täglichen Routine, als ich Ihn wieder höre. Müsste Er nicht mit Ihr unterwegs sein? Nein, stattdessen bekomme ich nach einiger Zeit die Frage, ob ich Honig im Müsli mag. Er macht mir was zu essen! Die Erkenntnis lässt mein Herzchen ein paar Mal freudig hüpfen. Das ist so zuvorkommend, ich fühle mich so dankbar, dabei ist es einfach nur Essen und doch eine besondere Form zu sagen, ich will, dass Du Dich wohl fühlst, dass es Dir gut geht. Natürlich, wer will das nicht, Gastfreundschaft meine Liebe, runter auf den Teppich.

Zugegeben, ich bin ein wenig irritiert, ob der Tatsache, dass Sie allein gefahren ist. Warum? Hat sie keine Bedenken? Nun, ich habe schließlich auch keine. Wir reden über einer Tasse Kaffee über den gestrigen Abend, unsere Mini-Katastrophe und A. als Sie Ihn anruft. Ich suche nach dem Sinn des Lebens auf dem Boden der Kaffeetasse und lasse meine Gedanken schweifen, während Er in einem anderen Raum geht. Mir ist bewusst, dass es nicht aus der Welt ist und ich warte auf Signale, die man zum Aufarbeiten nutzen könnte. Welche könnten es sein? Wie könnte ich etwas dazu beitragen? Über diesen Gedanken döse ich langsam ein.

Als Sie wieder Heim kommt sitzen wir beide auf der Couch und führen unser Gespräch weiter. Mir ist ziemlich kalt - ein untrügliches Zeichen für Müdigkeit. Die Heizung bietet in Kombination mit der Decke gerade genug wärme - meine bevorzugter Aufenthaltsort auch Zuhause an kalten Tagen. Sie hockt sich zu mir auf den Boden und bringt mir noch einen Kaffee - ich will jetzt keine Stunde schlafen. Wir reden über Vergangenes, Erlebtes, Kinder und Freunde, Ängste und Sehnsüchte, über den Vorfall gestern Nacht und ich fühle mich mit jeder Minute wohler. Die Wellenlänge stimmt überein. Sie ist so ehrlich und mutig, aber gleichzeitig auch sehr verletzlich, eine zarte Seele. Ich mag ihre Art zu Lachen und diesen Seufzer bei einem zustimmenden Ja, ich beneide Sie um ihren Mut zu einem Sidecut. Mir sind meine Haare fast schon heilig, ich mag es wie sie sanft mein Gesicht umrahmen und weich über meine Schultern fallen, lang sind sie und ich traue mich nicht mehr als die paar Millimeter pro Monat abzuschneiden. A. hingegen ist so mutig gewesen und hat ihren Wunsch nach Veränderung realisiert. Sie wirkt sehr anziehend auf mich, auf ihre ganz besondere ruhige und doch herausfordernde Art, lässt sich nicht die Butter vom Brot stehlen, ich mag Sie sehr und mache mir dadurch noch mehr Sorgen um ihr Seelenheil. Auf gleicher Ebene will sie sein. Dennoch keine Sklavin. Nicht einmal eine Sub. Wie geht das? - wollte ich am Anfang wissen. Unbeabsichtigt ordne ich mich Ihr automatisch unter, aus Gewohnheit. Eine interessante Herausforderung - fühlt sich wie umkrempeln an und ich besinne mich in solchen Momenten gern auf die Aussage, dass A. ja auch mal gern die Peitsche führen will - gut, das bringt ein wenig mehr Struktur in die Sache, so empfinde ich es und es ist ein beruhigender Gedanke.

Die Zeit rennt davon und es stellt sich die Frage was wir mit der übrigen anfangen. Wir beschließen ein wenig zu spielen, die Stimmung ist gut und ich fühle mich fit genug, also gehen wir hoch.

Lass los - flüstert meine innere Stimme, als das Seil sich um meinen Körper windet. Ich habe Bedenken, will Sie nicht erneut vor den Kopf stoßen, bezweifle, ob wirklich alles ausgesprochen ist, ob es nicht doch einen Tick zu schnell geht und der Kratzer nur oberflächlich verheilt ist. Lass los... und ich blende all diese Gedanken mit einem gewissen Kraftaufwand aus - springen gegen den Widerstand, denn ein großer Teil von mir will es, will vertrauen und will mich fallen lassen. Es gelingt und ich schwebe erneut frei, in doppelten Sinne. Mit ein paar Bewegungen hole ich Schwung, Er sorgt für weiteren und ich drehe mich um meine eigene Achse, kreise um meine innere Mitte, wie ein Pendel hin und her und hin und her, während mein Hintern unter seinen Hieben glüht, mir ist nicht mehr kalt, mir ist warm, warm und geborgen und unendlich erregt. Meine Hände graben sich tief in die Seile über mir und lache und weine tief in mir vor Glück. Er holt mich zurück, Magic Wand - das Teil trägt den Namen nicht umsonst. So schnell so unendlich gut und so irre quälend, wenn man längst über den Punkt hinaus ist. Ich spüre meinen Körper wie er sich verzweifelt in den Seilen windet und zuckt - bitte nicht, bitte mehr.
"Darf ich?" - fragt Er und ich spüre seine Hände an meinen Slip. "Mmmh" - gebe ich von mir. Er fragt erneut, bis ich ein "Ja, bitte" von mir gebe. Es fühlt sich an als würde das Herz sich an der Speiseröhre hinaufziehen und irgendwo dort oben kräftig schlagend verharren, bereit mir aus dem Leib zu springen. Endlich. Ich höre mich aufstöhnen, als Er seine Finger in mir versenkt und mit wenigen Bewegungen mich zum explodieren bringt, immer und immer und immer wieder... ich fühle meinen Saft an meinen Beinen herunterrinnen und die Pfütze unter meinen Füßen. Ich will mehr, mehr mehr - völlig ausgelaugt stehe ich da, merke wie meine Beine langsam anfangen zu zittern und kann nicht ganz einordnen warum.
Bis Er mich sanft ans Bett führt. Genüsslich strecke ich mich aus, um mich gleich darauf um meine Achse zu winden, Er will mich betteln hören, ich weiß es und ich lasse mich auf das Spielchen ein, im vollen Bewusstsein, dass Er am anderen Ende von Mr. Magic sitzt. Lange halte ich es nicht durch und flehe Ihn um Gnade an.
Mein Körper ist wie taub, glüht nach und kommt langsam runter, als ich von weit her eine Tür höre und registriere, dass Sie weg ist. Warum? Der Gedanke reißt mich hart raus. Warum ist Sie weg? Ist alles gut? Ich würde am liebsten hinterherlaufen und nachfragen, ich kann nur keinen einzigen Schritt tun, also frage ich Ihn, ob mir Ihr alles gut ist. Er bejaht, streichelt über meinen Kopf und hält mich einfach fest. Nur das zählt jetzt, dieser Moment...

Als A. wieder rein kommt erfahre ich, dass Sie sich diesmal mehr getraut hat als nur von weitem der Session beizuwohnen und ich erfahre von Details, an die ich mich in keinster Weise erinnern kann, wie zum Beispiel die Tatsache, dass Er mit Hilfe von Nippelklemmen mir Schwung verpasst hat oder den Balken, an dem in den letzten Teil der Session verbracht habe und an den ich mich nur dunkel erinnern kann. Dafür gibt es Fotos, viele viele wunderbare Fotos. Meine Prämiere. Noch nie hatte ich die Möglichkeit mich selbst dabei zu beobachten. Sie sind der Wahnsinn... ich bin von mir selbst fasziniert. Mein Gott geht es mir gut, ich könnte mich fast schon beneiden.

Nun sitze ich eingehüllt in meine Decke und beobachte wie Er Ihr die neuen Handfesseln anlegt, Karabiner daran befestigt und Sie anschließend im Stand am oberen Balken fest macht. Ich sehe die Vertrautheit zwischen Ihnen, sehe Ihn das erste Mal von Außen beim Spiel und tauche nach und nach immer tiefer in das Geschehen ein. Fast spüre ich die Schläge des Rohrstocks, zucke unwillkürlich zusammen bei jedem Auftreffen auf ihren nackten Hintern, höre wie die Gerte singt, fühle jedem Zucken nach und merke wie sehr es mich erregt. Zum einen ist es Sie, zum anderen ist es Er, sein Blick, der ab und an meinen sucht und dann sehe ich mich an ihrer Stelle. Ein wunderschönes Schauspiel. Mein Atem geht schneller und ich bin froh über die Decke, die es mir erlaubt mich selbst sanft zu streicheln. Mehrfach bietet Er mir die Gerte an und ich bin jedes Mal aufs neue verwirrt. Ich will sie nicht führen und ich trau mich nicht, weiß nicht wie Sie auf mich reagieren würde, bis Er mich einfach hochzerrt und mitschleift. Eine zugegebendermaßen bewährte Methode jemandem auf die Sprünge zu helfen. Zumal ich seinen festen Griff an meinem Handgelenk mehr als genieße.
Ich stehe also vor Ihr und würde am liebsten im Boden versinken. Wie was wo? Sie war überhaupt noch nie intim mit einer Frau und ich will nichts falsch machen! Ganz behutsam streichele ich ihren Körper, ihr Brüste, wandere hinunter zu ihren Rippen und über ihren Rücken zu ihren Armen, während mein Mund ihre Nippel umspielt, sie streckt sich mit entgegen, also wage ich mehr, meine Lippen suchen ihren Mund und sie ist es, die mich küsst. Mein Oberschenkel drängt sich zwischen ihre Beine und ich spüre ihre Nässe, ich will Sie schmecken, als sie ihre Arme um mich legt und ich Sie zum Bett dirigiere. Wir kümmern uns beide um Sie, während ich mich mit meiner Zunge sanft nach unten arbeite küsst Er Sie leidenschaftlich und dann ist es soweit, A. riecht wundrebar und schmeckt noch besser, es ist so lang her und so vertraut. Ich höre Sie aufstöhnen, ihren schnellen Atem, spüre wie Sie ihr Becken bewegt... das Klingeln an der Tür reißt mich komplett raus, ich bin weg und verliere Sie in dem Augenblick - verdammt! Ich könnte mich selbst in den Arsch beißen. Stattdessen genieße ich Sie und seine Hände in mir. Sie ist mutig und will sich also revanchieren - okay, langsam lasse ich mich auf die Decke sinken und genieße ihre Zunge, bis Er mich auf diese Weise zum Höhepunkt treibt.
Erschöpft liegen wir alle beisammen, forschend suche ich ihren Blick und sehe wie entspannt und glücklich sie ist, Erleichterung macht sich breit und ich lasse mich vollends in seine Arme sinken. So bleiben wir noch einen Moment liegen, während Sie als erste in der Dusche verschwindet.

Als ich nach der Dusche hoch komme trägt Sie ein Halsband, Sie trägt es, weil Sie es mag, für mich hat es eine tiefere Bedeutung, dennoch hält Sie mir ein breiteres hin. "Du kannst ja A. fragen, ob Er es Dir anlegen mag." - so einfach? Ich trug jetzt seit ungefähr 5 Jahren kein "richtiges" Halsband. Ungewohnt und gleichzeitig vertraut schmiegt es sich an meinen Hals. Ja, es wäre mein Wunsch eines für Ihn zu tragen. Ein kleines Stück Leder mit unzähligen Erinnerungen und Verknüpfungen behaftet. Ein kleiner Vorgeschmack. Appetizer.

Wir machen noch eine kleine Tour durch das nächtliche Travemünde und ich genieße das erste mal nach langer Zeit mit Halsband draußen zu sein.
Ein kleiner Film, ein Abendessen und wir beschließen ins Bett zu gehen. Ich steuere gerade mein Bett an, als Sie mich bittet in ihr zu kommen, der Bitte komme ich gern nach, nach den heutigen Erlebnissen. So liegen wir einander gegenüber und quatschen über Wohnungen, Häuser und Mieten, als Er aus der Dusche kommt. Ich genieße es nicht allein einschlafen zu müssen, versuche mich jedoch gleichzeitig nicht zu sehr an Ihn zu schmiegen - die Erlebnisse vom Vortag noch in Erinnerung. Nach 10 Minuten wird es unerträglich die Geschehnisse neben mir zu ignorieren, dennoch bleibe ich ruhig liegen und wage es nicht die Initiative zu ergreifen, erst als ich einbezogen werde kann ich meine Hemmungen fallen lassen und genieße ihre Küsse, seine Hände. Wir schaukeln und gegenseitig auf als unsere Zungen sich in einem Punkt treffen und dann zieht Sie sich zurück, ich küsse Ihn und sie drückt meinen Kopf bestätigend runter. Fuck! Das darf ich nicht! Oh mein Gott, was habe ich getan!? Völlig verunsichert frage ich "Darf ich denn?" in die Dunkelheit hinein. Auch Er ist sich alles andere als sicher. "Ja... ich weiß noch nicht. Ja, macht." - kommt es von Ihr, gefolgt von einem gemeinsamen Kuss und dann passiert es. Es ist mir in dem Moment egal wie Sie es meint. If you can´t take the heat don´t tickle the dragon. Ich küsse Ihn, glücklich um die Erlaubnis, glücklich und völlig berauscht und Er erwidert meine Küsse. Das Spiel geht weiter und es wird besser, endlich darf ich an seinen Schwanz, jaa, alles was ich wollte in meinem Mund genieße ich den Augenblick und vergesse mich völlig dabei, als Er in meinem Mund kommt und mir in dem Moment einfällt, dass Sie eigentlich das Anrecht darauf hätte (ach verdammt, wir sind ja eine Ebene) und mir überlege, ob ich die Situation mit einem Spermakuss retten kann, wenn sie denn gerettet werden muss. Muss Sie nicht. "Nein danke Du, ist mir zu viel Eiweiß." - kommt von Ihr und ich kann nur ein "So? Schade!" hervorbringen. Stimmt, da war doch was, nicht jede mag es. Moment... der Ton lässt mich inne halten. Was geht hier ab? Sie sagt keinen Ton, reagiert nicht, als ich meine Hand auf ihren Arm legen und ich bin froh, dass die Dunkelheit mein Gesicht verbirgt. Es tut gerade richtig weh. Ich beiße mir auf die Lippe und ermahne mich nicht abzuheben. Eine stumme Frau reicht vollkommen aus. In den nächsten Minuten versuchen wir beide irgendwie mit der Situation umzugehen. Ich weiß nach wie vor nicht was nicht stimmt und dann ist es soweit, ich kann die Tür nicht länger offen halten und sie fällt zu. Es tut weh und ich will am liebsten aufspringen, meine Sachen packen und mir ein Taxi zum Bahnhof rufen. Stattdessen liege ich in der Dunkelheit und Er hat nun zwei Frauen, die keinen Ton sagen... langsam rinnt eine Träne meine Wange runter. Ich spüre wie Er mich in den Arm nehmen will, aber ich bin kalt und steif wie ein Eiszapfen und will die Nähe nicht zulassen. Ich bin tief getroffen, nicht länger bereit auf jemanden einzugehen und schließe mich entgegen jeglicher Vernunft in meinem Inneren ein.
Sie scheint es mitzubekommen und kommt rüber, das Licht geht an und da sitzt Sie, die ersten Worte fallen zwischen uns, sie entschuldigt und jetzt bricht es aus mir hervor. Ganz nach dem Motto "Was fällt Dir eigentlich ein hier so ein Spielchen abzuziehen? Hast Du sie noch alle?!" - im nächsten Augenblick tut es mir leid, dass ich Sie so angefahren habe und wir verbringen die nächste Zeit mit Reden, bzw. ich rede, frage nach, ich habe das Ruder übernommen und bin jetzt wieder diejenige, die ich auch im Alltag bin - Managerin aller auftretenden Probleme. Es tut gut, diese Seite ist weniger verletzlich und ich kann mich dennoch ehrlich zeigen. Ich weiß, dass ich Ihr nicht den nötigen Halt geben kann, es tut lediglich gut etwas zu tun, mich zu erklären. Es war der von Ihr herbeigeführte Kuss, der das Fass zum Explodieren brachte. Eine mir unverständliche Aktion. Warum? Warum tut Sie etwas, obwohl Sie nicht dahinter steht? Welche Beweggründe stecken dahinter? Ist es etwas so wie ich es anfangs befürchtet habe? Ich fühle mich betrogen und hintergangen im intimsten Moment.
Irgendwann scheint das Gröbste geklärt zu sein und wir beschließen die Nacht über abzuwarten. Es ist spät und wir alle wünschen uns vermutlich, dass es aus der Welt ist. Dem ist aber natürlich nicht so. Der Zustand hält ganze 5 Minuten an und als Er fragt, ob Sie mit Ihm allein reden mag, erwidert Sie, dass es ja sonst auch nicht relevant wäre. Ich bin schneller weg, als jemand hätte Stop sagen können - ich weiß, dass es so besser ist. Nur hilft es mir gerade nicht weiter.
Verwundet grabe ich mich in die Decke im verzweifelten Versuch nichts zu empfinden und zu denken. Schlafen, ich will einfach nur schlafen und vergessen, auslöschen, ich will nichts mehr davon wissen, Flucht. Wie lächerlich... ich bin lächerlich... Getroffen als die Deckung unten war - die Selbstvorwürfe prasseln nur so auf mich nieder. Wie konnte ich nur mich auf all das hier einlassen? War ich dermaßen blind? Habe ich nicht genau das befürchtet? Habe ich Ihn nicht auf genau solche Komplikationen hingewiesen? Nein, hier ist nicht mein Platz, ich muss nach Hause, morgen früh packe ich meine Koffer und gehe. Das Halsbald lege ich auf die Heizung neben mir - so ist es besser und falle in einen leichten Schlaf.
Irgendwann kommt Er rein und erklärt, dass es Ihm leid tut, Er ist so kalt und abweisend - ja ich weiß, Er ist einfach nur aufgebracht und es gilt nicht mir, ich wäre am liebsten nicht wach geworden und versuche noch den Zipfel des leichten Schlafs zu erhaschen, die Gedanken mit Schlaf zu betäuben.
Es ist vermutlich spät, ich höre Ihn schlafen als Sie neben meinem Bett hockt. Der Boden ist kalt, dennoch bevorzugt Sie lieber Boden als Bett. Eigentlich will ich niemanden sehen - ich will meine Ruhe, während der vernünftige Teil meines Ichs genau weiß, dass dieses Verhalten nicht zielführend ist und keinen weiterbringt. Also lege ich die Karten auf den Tisch und sage es Ihr offen heraus, dass ich vermute, dass Sie es nur tut, um A. zu halten, denn das hier war die Bedingung für eine Beziehung. Dass Sie sich einfach ignoriert, es Ihm zuliebe tut und im Endeffekt alles nur vorgespielt hat. Die Worte tun mir selbst im Herzen weh, doch ich muss sie aussprechen. Ich sage nicht, dass ich gehen will, ich will Ihr keine Schuld in die Schuhe schieben, denn ich vermute, dass Sie sich verpflichtet fühlt mich hier nicht komplett hängen zu lassen, die Situation für Sie schon unangenehm ist. Ich sage nur, dass ich bezweifle, dass das hier alles eine Zukunft hat und überhaupt für alle Beteiligten richtig ist und gut tut. Sie widerspricht nicht. Es ist gut so wie es ist. Eine weitere leidvolle Erfahrung. Sie geht und lässt mich allein zurück, also halte ich mich selbst fest und bemühe mich weiterhin um Schlaf.
Für einen kurzen Augenblick bin ich froh Ihn zu sehen, Er kommt also nochmal zu mir. Warum? Soll ich jetzt gehen? Nein, soll ich nicht. Er erzählt mir, dass sie geredet hätten und ob ich nicht zu Ihnen ins Bett kommen möchte. Es ist verdammt spät und ich bin verdammt verletzt und da steht Er, wenn ich jetzt so tu als ob, kann ich ein wenig Wärme genießen bevor ich endgültig verschwinde, ich bin darauf bedacht meine Wunden mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu versorgen - mit diesem Gedanken folge ich Ihm.
Und dann ergibt sich dieses Gespräch. endlich ein wenig mehr Klarheit. Sie erklärt sich und ich sehe ein, dass Sie berauscht von den Erlebnissen am Nachmittag zu schnell für sich einen weiteren Schritt gehen wollte, es war nicht fair uns als Marionetten zu benutzen und ich kann verstehen wie weh die Erkenntnis tut, dass man gerade durch unbedachtes Handeln eine mittlere bis schwere Katastrophe verursacht hat. Wir reden und reden, es ist längst schon früher Morgen. Ich merke, dass Er es geschafft hat die verhedderte Situation sauber zu entwirren und gewinne wieder ein Stückchen Halt. Ich kann seinen Ärger darüber verstehen, dass all die Gespräche und Erklärungen und Diskussionen nichts gebracht haben. Gefühle sind nicht rational - das schrieb ich bereits. Ich habe gelernt mit meinen umzugehen, sie nicht immer unkontrolliert wie eine Urgewalt über mich hineinbrechen zu lassen, ohne eine Chance auf konstruktiven Umgang damit. Auch ich stand irgendwann vor dem Problem, dass es unendlich viel Mut erfordert sich in all seiner Verletzlichkeit zu zeigen, seine Gefühle zu akzeptieren, auch wenn man vor lauter Scham im Boden versinken mag. Uns allen ist heute etwas klar geworden. Jedem einzelnen - eine Lehre. Nichts was wir nicht vorher bereits ausführlichst besprochen hätten, nun hatten wir die Feuerprobe und uns gehörig die Finger verbrannt. Dennoch beschließe ich noch auf dem Weg zu bleiben, als ich in seinem Arm einschlafe. Die Tatsache, dass wir schlussendlich eine Aussprache ermöglichen konnten lässt hoffen und ich bin generell der Ansicht, dass man die besten Dinge im Leben sich hart erarbeitet.

Der Morgen begrüßt uns als verregneter Sonntag Mittag und wir genießen die Nähe nach der Aussprache. Der Sex tut gut, fegt die letzten Zweifel raus und zieht uns wieder näher zusammen. Der Rest des Tages verläuft unspektakulär, wir nutzen die Zeit, um zu reden, zu lachen, es scheint so, als wäre der Sturm vorübergezogen und die Schäden seien repariert.

Die Zeit des Abschieds rückt immer näher und erst Zuhause merke ich wie sehr sie mir fehlen. Sie und Er. Gern wäre ich länger geblieben, aber mein Mutterherz will bei den Kindern sein und auch Sie haben ihr Leben und Kind. Wir hatten eine Kriese und wir haben es hindurchgeschafft - das lässt hoffen.

Als ich mitten in der Nacht aufwache bin ich kurz verwirrt, wo Er denn sei und mit einem Schlag wird mir klar wie sehr ich mich eigentlich verknallt habe. Entweder wird das hier eine richig gute Story oder aber ich muss mein Herz aus 1000 Teilen zusammenpuzzeln. Wir werden sehen.


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