Mittwoch, 30. Dezember 2015

Fesselndes / Shibari


Warum Bondage?
Pucken nennt es sich - eine Möglichkeit Babies durch Einwickeln in ein Baumwolltuch zu beruhigen, ihnen Geborgenheit zu vermitteln, wie ich es bei meinen Kindern ab und an getan habe. Mag sein, dass es weit hergeholt erscheint... Es ist tief in uns auf intuitiver Ebene verankert, mit der Zeit handeln wir zunehmend nicht instinkt- und bedürfnisgesteuert. Es bleibt uns allerdings erhalten - mehr oder weniger gut zugänglich.
Für mich ist es eine Art Meditation, Wellness für die Seele. So kann ich bei mir ankommen, meinen Körper bewusster, intensiver wahrnehmen, die Gedanken bleiben draußen, ich kann mich fallen lassen, fühle mich sicher und geborgen, wie in einem Kokon. Schwereloses Schweben, losgelöst und doch ganz bei mir. Ich stehe im Mittelpunkt, mir gilt seine Aufmerksamkeit, seine Bewunderung, seine Hingabe, nur Ihm gilt mein Vertrauen, Ihm bin ich wehrlos ausgeliefert, nahezu bewegungsunfähig. Gegenwehr ist zwecklos, steigert aber ebenso wie teils unkomfortable Positionen in manchen Situationen die Lust, hebt das Gefühl des kompletten Ausgeliefertseins hervor. Somit ist es auch ein schöner, sexueller Aspekt.
Ich muss nichts tun, kann alle etwaigen Hemmungen über Bord werfen, es ist nicht an mir, Er allein handelt, verfügt über mich. Und wie wunderschön sehen diese kunstvoll geflochtenen Seilgebilde aus, mein Körper zu einem Kunstwerk zurechtgebogen und als Andenken die RopeMarks, eine Art temporäres Tattoo auf der Haut.
___________________________________________

Selbst ist die Frau -oder- wenn keiner zum Spielen da ist



Alles fing mit einem Bildchen an, das ich bereits seit geraumer Zeit in meiner Ideensammlung aufbewahrte. An dem freien Tag in der kinderfreien Zeit hatte ich alle Hände voll mit unaufschiebbaren Erledigungen zutun, sodass ich beschloss das Experiment am darauffolgenden Tag früh morgens durchzuführen. Mein Geschäftstermin war um 9:00 festgesetzt, sodass ich im Prinzip mehr als ausreichend Zeit hätte, wenn ich wie üblich um 5:00 aufstehen würde.

Also fror ich am Abend das Eis mit dem Faden darin in einem leeren Joghurtbehälter ein. Da ich bereits im vorhinein die Zeit gestoppt habe bis das Eis geschmolzen war, ging ich davon aus, dass ich ungefähr zwei Stunden Zeit hatte.
Für alle Unfälle habe ich eine liebe Bekannte, die meinen Reserveschlüssel hat, instruiert gegen 8:00 zu mir zu kommen unter dem Vorwand mich zu wecken, falls ich schlafe, gemeinsam zu frühstücken und einige Details in einer anderen Angelegenheit zu besprechen. Diese Bekannte hat allerdings nicht die geringste Ahnung von meinem Verständnis von Spaß am Morgen, demnach hatte ich eine zusätzliche Motivation alles bis zu ihrem Eintreffen erledigt zu haben.

Pünktlich um 5:00 klingelte der Wecker. Ich war so müde und hätte mich am liebsten umgedreht, um noch ein paar Stündchen zu schlafen, aber die Vorbereitung vom Abend und das Kopfkino taten ihr bestes, sodass ich um 5:20 in meinem Badezimmer vor einem kleinen Haufen Spielzeug kniete.

Den Schlüssel von den Handschellen mit dem in Eis gefrorenem Faden hängte ich direkt in den Türrahmen vom Badezimmer. Sobald das Eis auftaut sinkt der Schlüssel (vermutlich) so tief, dass ich ihn mit meinen Händen greifen kann. Sicherheitshalber habe ich den Faden abgemessen.

Nun fesselte ich meine Fesseln und schob die Enden des Seils unter dem winzigen Spalt in der Stufe zum Badezimmer durch (manchmal kann eine mies renovierte Wohnung ein Segen sein) und fixierte so meine Beine genau mittig im Durchgang. Meine Knie standen im Badezimmer und die Zehen fühlten das Laminat im Flur. Ich zappelte ein wenig und war zufrieden mit dem Ergebnis, das sogar besser gelungen war als auf dem Bild. Zunächst einmal konnte ich meine Beine keinen Millimeter vom Boden heben und dann stellte ich fest, dass ich mein Gewicht nicht auf meine Unterschenkel verlagern konnte - der harte Rand der besagten Stufe fraß sich schmerzhaft in meine Beine bei jedem Versuch meine bereits klagenden Knie zu entlasten. An diesem Punkt musste ich mir gedanklich auf die Finger klopfen, die sich bereits in Richtung Unterleib schoben...

Ich lockerte ein wenig die Fesselung an meinen Füßen und schob die Handschellen dazwischen - wenig später wird dieses Element meine Handgelenke und Fußfesseln in einem kurzen Abstand zueinander verbinden. Die nicht vorhandenen Knoten auf diesem Stück Seil wird mir keine Gelegenheit geben meine Hände befreien zu können, es sei denn ich schaffe es irgendwie bis zu den Knoten, die ich irgendwo im Flur zwischen meinen Zehen versteckt habe.

Das lange Seil warf ich über die oberste Sprosse der Handtuchheizung an der mir gegenüber liegenden Wand. Mit dem anderen Ende des Seils umwickelte ich straff meinen Bauch und verknotete es auf der Höhe des Nabels, weit weg von den Händen, die hinter meinem Rücken fixiert werden. Das Seil, das von der Handtuchheizung herunter hing zog ich zwischen meinen Beinen  entlang und schob sie zwischen meinem Steißbein und dem Seil das um meinen Bauch verlief durch. Noch zog ich das Seil nicht stramm, sicherte es lediglich mit einem Halbknoten vor mir.

Ein letztes Mal schaue ich mich um, ob ich etwas vergessen hätte, denn alle weiteren Handlungen muss ich in völliger Dunkelheit ausführen. Einatmen - ausatmen. Die Augenbinde ist ein einfaches Stück Satin, doppelt zusammengenäht. Erst lege ich sie mir locker um den Kopf, sodass der Stoff sich in Falten legt und jeden Spalt zwischen Nase und Wangen verdeckt und dann erst fest, um es sicher zu fixieren. Das Ende des Bandes befestigte ich mit zwei Aktenklammern.

Mit meinen Händen ertaste ich den Knebel - ein einfacher recht kleiner Ball und ziehe ihn so fest es geht an meinem Hinterkopf fest. Obwohl vor mir noch einige Klammern und sonstiges Spielzeug liegen, die ich mit all den anderen Sachen ins Bad geschleppt habe, unterdrücke ich mein Verlangen etwas davon zu benutzen. Die Session versprach sich in die Länge zu ziehen und ich merkte bereits jetzt einen spürbaren Diskomfort in meinem Rücken, den Knien und Unterschenkeln.

Nun der krönende Abschluss - der schwierigste Part. Ich hob die Handschellen, die zwischen meinen Füßen fixiert waren hoch und schob eine Hälfte davon unter eine Seilwindung, die um meinen Bauch verlief, um später die Möglichkeit zu haben an sie zu kommen. Mit meinen Händen ertastete ich das Seil vor mir, das nach oben verlief und zog es so fest ich konnte straff. Anschließend hielt ich kurz den Atem an und kürzte die Fesselung mit einem Ruck um nochmals schätzungsweise 10 cm. Autsch! So darf man nun wirklich nicht mit den intimsten Körperstellen seines Körpers früh am Morgen umgehen! Aber es ist so verlockend. Noch einige Knoten gesetzt, die Enden um das Seil gewickelt, um es stabiler zu machen. Die Hände hinter dem Rücken gelang es mir mit einiger Mühe die eine Hälfte der Handschellen unter der Fesselung hervor zu ziehen (einen kurzen Moment dachte ich, dass ich es wieder lockern und nochmals von vorn beginnen müsste) und die Handschellen schnitten mir jeden Weg zur Freiheit ab, als sie sich um meine Handgelenke schlossen.

Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits ziemlich aus der Puste, als hätte ich mich gegen ein paar muskelbepackte Vergewaltiger gewehrt - seltsame Gedanken in einer seltsamen Situation. Ich wollte nur noch eines - entspannen und den am meisten in Mitleidenschaft gezogenen Körperteilen ein wenig Ruhe gönnen. Doch so läuft das Spiel nicht. Das Seil, welches die Handschellen an den Handgelenken zu den Fesseln zog erlaubte es mir nicht mich vollständig aufzurichten und gerade hinzuknien. Ich musste mich nach hinten lehnen. Wogegen das Seil vor mir mich auf eine besonders empfindsame Art daran erinnerte die Oberschenkel möglichst hoch und gerade zu halten. Die Knie schrien mir bei jeder winzigen Bewegung zu wie uneben der Fußboden im Badezimmer war. Ich versuchte mich ein wenig bequemer hinzuknien indem ich die Beine ein wenig auseinander stellte doch verwarf diese Idee schleunigst als ich von einem scharfen Schmerz zwischen meinen Beinen gestraft wurde. Ich glaube hier traf mich die Erkenntnis, dass ich in dieser Position noch eine lange Zeit verharren muss. Nein - nein - nein, bitte nicht! - schrie mein ganzer Körper - "Raus hier! Weg! Flucht!" Ich versuchte die Augenbinde abzustreifen - ohne Erfolg, versuchte meine Hände aus den Handschellen zu ziehen, die Seile zu zerreißen, oder an die Knoten unter zwischen meinen Zehen zu gelangen - hoffnungslos. Ich zappelte und kämpfte unkontrolliert in den Seilen wie ein Fisch am Angelhaken. Irgendwo in diesem Moment des Begreifens der kompletten Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins erreichte ich das Subspace und ich glaube ein Orgasmus. "Eine sehr tolle Session ist mir da gelungen." - kam irgendwo von weit, weit her, aus dem Teil meines Gehirns, der irgendwo gerade noch so funktionierte.

Ab diesem Zeitpunkt habe ich Schwierigkeiten schlüssig zu erzählen. Ich kann mich erinnern, dass ich die meiste Zeit sehr stark nach vorne durchgedrückt, mit den Fingern auf die Fersen abgestützt und praktisch hängend auf dem vorderen Seil verbracht habe. Es ist mir gelungen es erfolgreich zur Seite zu schieben und somit bereitete es mir nicht mehr die Qualen. Dennoch war es unerträglich unbequem. Irgendwann fing ich an laut zu stöhnen und zwang mich mit großer Mühe dazu zu schweigen. Ich konnte nichts sehen wegen der Augenbinde, völlige Finsternis umfing mich, so schärften sich mein Gehör-, Tast- und Geruchssinn. Ich glaube, dass ich hören konnte wie Leute noch 3 Etagen über mir in ihre Badezimmer gehen, das Wasser ein- und ausschalten, sich mit anderen Leuten unterhalten. Wie kühle Luftströme vom Flur aus ins Bad fließen und sich über das eigenartige, zitternde und mit kleinen Schweißtropfen übersäte Hindernis im Türrahmen wundern, über meine Schultern streicheln, meine Haare auf dem Kopf sanft bewegen. In einem bestimmten Moment habe ich sogar lachen müssen, als ich mir vorgestellt habe wie lächerlich ich in meiner hilflosen Position vom Flur aus aussehen muss. Dann habe ich mich plötzlich erschrocken, als es mir vorkam, dass jemand in die Wohnung gelang ist, ich dachte, dass bereits viel Zeit verstrichen sei und meine Bekannte vorbeikäme, um mich zu wecken. Anschließend erschrak ich noch mehr als ich daran dachte, dass es sich dabei vielleicht nicht um meine Bekannte handelt...

Bis ich irgendwann feststellte, dass ich in meiner Hand einen nassen Faden hielt und keine Ahnung hatte was das sein konnte. Das holte mich zurück. Ich schaffte es den Schlüssel zu greifen und die Handschellen zu lösen. Danach nahm ich den Knebel ab und riss die Augenbinde herunter. Ich brauchte etwa 10 Minuten, um meinen Rücken in eine gerade Position zu bringen und meine Augen an das grelle Licht zu gewöhnen. Die restlichen Seile gelöst kroch ich sofort in die Badewanne und bracht dort kraftlos in dem einlaufenden Wasser zusammen. Wobei, für eines hat es noch gereicht und so kam noch etwas vom mitgeschleppten Spielzeug zum Einsatz - der Orgasmus war phänomenal.

Es ist an der Zeit die lädierten Körperteile durchzugehen: trotz der heftigen Signale merkt man den Knien und den Unterschenkeln kaum etwas an. Der Körperteil, der wie ein Fisch an der Angel hing beschwerte sich gar nicht erst, aber sie ist schlimmeres gewohnt. Allerdings habe ich mir die Handgelenke heftig mit den Handschellen zerkratzt, dort sieht man eindeutige Spuren, die erst nach einigen Tagen verschwinden werden. Nun, dies passiert nicht zum ersten Mal und meine langärmligen Blusen leisten guten Dienst, sodass es kein Problem darstellt. Außerdem habe ich mir mit dem Knebel einige Rötungen und Druckstellen in den Mundwinkeln zugefügt, nichts was das übliche Make-Up und ein Lippenstift nicht verdecken würden.

Entgegen meinen Berechnungen schmolz das Eis sogar schneller als gedacht (vermutlich war die Luft im Badezimmer wärmer) und alles zusammen inklusive Vorbereitung kostete mich sogar weniger als zwei Stunden (subjektiv habe ich es als 10 Mal länger empfunden). Meine Bekannte empfing ich bereits zurecht gemacht als wäre nicht gewesen, alle Spuren meines Abenteuers sorgsam beseitigt.

Quintessenz: Die Position an sich ist sehr interessant, ein 1 mit Sternchen, allerdings sehr schmerzhaft, insbesondere wenn man es schafft die Seile gut zu spannen. Vermutlich werde ich es nochmals probieren mit einigen Veränderungen (ich hätte da bereits einige Ideen). Die Wahl des Ortes hat sich aus bezahlt gemacht (ich habe es dieses Mal zum ersten Mal im Badezimmer getan), ungewöhnliche Geräusche und das Gefühl der Enge wirken hervorragend, besonders wenn man eine Augenbinde trägt. Zudem ist es einfach die Seile irgendwo zu fixieren.

Der anschließende Geschäftstermin verlief übrigens hervorragend. Was mich möglicherweise verraten hat war der besondere Glanz in den Augen. Einige Menschen haben mir gesagt wie wundervoll ich heute aussehen würde und die besagte Bekannte fragte mit einem Zwinkern: "Na, was hast Du die Nacht über so getrieben?". Wenn die wüsste...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen